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lesh_ka – :
Mercurius, das Quecksilber. In der Alchemie sind ihm Erde und Wasser zugeordnet, als Wochentag der Mittwoch, als Eigenschaft die Intelligenz; zudem das Farbspektrum zwischen Violett, Blaugrau und Grün, die Tierkreiszeichen Zwilling und Jungfrau, der Planet Merkur, der Erzengel Raphael, und als Symboltier das Einhorn.
Vielleicht liegt es daran, dass ich beim Namen “Ombre Mercure” Assoziationen von eher kühlen Farben (aber eher Blauviolett denn Blaugrau, ein Restanteil Rot ist vorhanden) und irgendetwas Silbrig-Metallischem, nicht ganz Flüssigem, nichts ganz Festem, hatte. Dementsprechend auch meine Erwartungen an den Duft: Violett, irgendwie auch mit etwas Substanz (Erde? Puder?), mit leicht dunklen, irgendwie mysteriösen Anklängen, und von moderater Temperatur.
Und tatsächlich scheint Ombre Mercure diese Vermutungen zu einem beachtlichen Teil einzuhalten. Der Duft ist für mich überaus violett – die stärksten Duftnoten sind Iris und Veilchen, er ist sehr puderig (erinnert soweit übrigens an Insolence von Guerlain), hat aber (und das ist der Unterschied) auch die erwarteten geheimnisvoll-schattigen Anklänge, hier in Form von dunklen, kalten und holzigen Nuancen (genauer: erdiges Patschuli, dunkle, kühle Hölzer) und ist dadurch deutlich unsüßer, kälter und hat irgendwie auch mehr Tiefe. Dazu ist durch eine moderate Menge von Harz auch ein gewisser sakraler Anklang vorhanden. Zusätzlich rieche ich in geringerer Dosierung auch noch etwas dunkle Rose, dazu eine leicht würzige Ylang-Note, bisschen flüchtig-luftigen Jasmin. Ganz kühl und luftig ist der Duft aber auch nicht, denn das erdige Patschuli wird durch eine moderate Menge von Vanille ein wenig wärmer und auch süßer.
Insgesamt scheint mir Ombre Mercure dann aber eben doch nicht einfach “nur” ein angenehmer puderiger Veilchenduft zu sein; er hat unter dem Puder auch deutlich Kühle, Holzigkeit, Erdigkeit, und damit etwas sehr Markantes und Individuelles. Insgesamt empfinde ich den Duft als ruhig, nachdenklich, vielleicht sogar ansatzweise ernst, gleichzeitig aber durch seine Puderigkeit auch als einhüllend, ausgleichend und, ja, auch ein wenig wohlig. Meines Erachtens ist Ombre Mercure zwar nicht wirklich ein Herrenduft, aber möglicherweise unisextauglich, für Männer, denen Konventionen nicht allzu wichtig sind.
Mir jedenfalls gefällen die dunklen Untertöne von Ombre Mercure sehr gut; mit Haltbarkeit (8-10 Stunden) und Sillage (moderat) bin ich ebenso zufrieden. Wer sich vorstellen kann, einen puderigen “violetten” Duft mit holzigen und erdigen Untertönen (und einem schwer zu “überriechenden” Patschuli-Hintergrund) mögen zu können, sollte Ombre Mercure möglicherweise testen (einen Blindkauf würde ich nicht empfehlen, da der Duft offenbar individuell sehr unterschiedlich auszufallen scheint).
ViesseToori – :
Vielen Dank für die Probe, Glückskind!
Als ich „Ombre Mercure“ das erste Mal aufsprühte, war mein etwas schräger Gedanke „Das ist ein sittsamer Duft.“ Der Auftakt fühlt sich vintage an, ich musste an einige Guerlains, vor allem an den „Insolence“ denken. Der Auftakt ist aber auch sehr zurückhaltend und ruhig, fast zu ruhig, beinahe ein bisschen spröde, mit dem verhalten süßen Veilchen inmitten einer Iris, die leicht cremig und verschwommen pudrig riecht, ein bisschen wie feuchter Puder.
Im weiteren Drydown nimmt der Duft ein bisschen Fahrt auf, bleibt aber bis zum Schluss „sittsam“ und unaufdringlich zurückhaltend. Es bleibt bei der Mischung aus Veilchen und Irisbutter plus Iriswurzel. Der Duft ist lieblich und süß, wobei die Süße vom Veilchenblatt ausgebremst und im angenehmen Bereich gehalten wird. Die Süße empfinde ich als buttrig dicht, dabei aber trocken und erdig und, direkt an der Haut gerochen, auch ein bisschen nussig. Die perfekte Mischung aus Veilchen, viel Irisbutter, einer cremigen Ylang-Ylang-Blüte und einem unaufdringlichen Hauch Vanille. Wenn sich später das Benzoeharz und das Patschuli deutlich melden, entsteht ein leicht rauchig-pudriger Effekt, der das Parfüm wie einen luftigen Schleier wirken lässt.
Bis zum Schluss (und da rede ich von einem ganzen Tag Haltbarkeit) verändert sich der Duft nicht mehr viel, außer dass die Basisnoten logischer Weise deutlicher vernehmbar werden. Über die nächsten 7-8 Stunden trage ich einen angenehm sanften, trocken-pudrigen Veilchen- und Iris-Schleier, der sich auf ein Bett aus teils trocken-„sandigem“, teils milchig-cremigem Sandelholz und aus balsamischen, hellen Harzen legt.
Der Duft wirkt sehr ruhig und erdig und umschmeichelt mit angenehmer Wärme.
Der langen Beschreibung kurzer Sinn: Mir kommt der Duft wie eine weniger intensive Version des „Insolence“ vor, mit hochwertigen Inhaltsstoffen und einer behaglichen Süße und balsamischen Wärme auf eher niedrigem Energieniveau. Ein ein- und umhüllender, stiller und ruhiger Begleiter durch kältere Tage oder Tage, an denen man sich in einen tröstlichen Duft hüllen möchte.
BukS – :
Ombre Mercure – die Schattierungen des Merkur
der Name hat mich sehr beschäftigt…
Ich habe viele Bilder gefunden, die den Planeten
in braunen Schattierungen zeigen.
Aber auch sogenannte Falschfarbenbilder (Abstufungen bestimmter erdräumlicher Sachverhalte können durch falsche Farben deutlich visualisiert werden),
auf denen der Merkur in braun, hellblau und
Indigoblau zu sehen ist.
Ombre Mercure soll uns dem geheimnisvollen
Nachthimmel näher bringen.
Ein Duft zum träumen ist er für mich auf jeden Fall!
Ein kräftiges Veilchenblatt, süßliche Veilchenblüten
und strahlend schönes Ylang-Ylang bilden den Auftakt.
Im Herzen kommt eine fast schon sahnige Iris dazu.
Benzoe und warmes Sandelholz geben dem Duft Tiefe.
So bleibt der Duft für viele Stunden,
bis er im Drydown ein wenig Vanille
durchschimmern läßt.
Das Veilchen gibt hier von Anfang bis Ende den Ton an.
Es erinnert mich stark an das Guerlain Veilchen.
Ombre Mercure überrascht!
Er geht in Richtung Puder, ist aber nicht pudrig.
Er ist süßlich aber nicht süß.
Ist opulent aber dabei mild und leise.
Er erinnert an Veilchenpastillen, aber nicht zu sehr.
Für mich die goldene Mitte zwischen Tom Ford Violet Blond und Guerlain Insolence EdP.