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Parshintsev – :
Vor einer Weile bestellte ich auf einer bekannten Nischenduft-Website Abfüllungen. Treffpunkt 8 Uhr wurde als leicht veränderter 20er-Jahre-Originalduft beworben, als opulenter Mangoduft, als verrucht-würziges, androgynes Statement. Dazu hieß es noch, der Hersteller sei ursprünglich aus Berlin und auch ein echter Klassiker. Den Namen des Dufts fand ich auch irgendwie charmant. Also musste “Treffpunkt 8 Uhr” dann natürlich mit 😉
Treffpunkt 8 Uhr beginnt mit einem sehr heftigen Ingwer-Auftakt. Und schrecklich viel Pfeffer (nach dem, was ich wahrnehme)! Dazu kommt eine deutliche Dosis bitteres Vetivergras. Ebenfalls recht deutlich: Frisch-aromatischer Salbei. Und leider, leider, nur ein Hauch von fruchtigsüßer Mango. Dann noch eher ein wenig Pampelmuse. Und auch einen Hauch Safran meine ich, wahrzunehmen – wobei laut Haus Schwarzlose kein Safran erhalten sein soll, sondern Herbstzeitlose (eine andere Pflanze, die dem Safrankrokus aber enorm ähnlich sieht – wer weiß, vielleicht duften sie auch ähnlich?).
Also insgesamt ein scharfer, etwas bitterer Duft, mit nur einem Hauch Mango. Umgekehrt wär’s mir irgendwie lieber. Schade. Aber wer weiß, vielleicht haben Menschen mit anderer Hautchemie mehr Glück? Bei mir neigen Pfeffer und Vetiver doch oft dazu, sehr stark auszufallen.
Die Sillage ist intensiv (bitte vorsichtig dosieren!) und die Haltbarkeit ist ebenso sehr enorm, mit etwa 8 bis 9 Stunden. Was mir persönlich aber leider wenig brachte, denn außer Pfeffer, Ingwer, Vetiver und einer minimalen Dosis Safran war nichts mehr wahrzunehmen; keine Fruchtigkeit, nichts, was die scharf-bitteren Noten ausgleicht. Ein eher maskuliner Duft, nicht unisex, nicht feminin. Ein Eindruck, der sich bei einer sich individuell sehr schön entwickelnden Mangonote bei einigen Leuten aber sicherlich sehr wandeln könnte.
Von daher von mir keine direkte Kaufempfehlung, sondern eher eine zum Testen: Ich kann mir gut vorstellen, dass Treffpunkt 8 Uhr sich bei einigen Leuten zu einem sehr schönen, interessanten Unisexduft entwickeln könnte. Bei mir tut er es aber leider nicht.
Barasboyt – :
Gestern war ich auf dem Design Christmas Market in Berlin Friedrichshain und durfte mich am Stand von J.F. Schwarzlose Berlin durchschnuppern. Dabei hab ich mich erstmalig intensiver mit “Treffpunkt 8 Uhr” befasst und erfahren, dass Josephine Baker diesen Duft, der eigentlich für Herren konzipiert war, kurzerhand für ihren eigenen Lieblingsduft erklärt hat und somit Vorreitern war in puncto Unisex.
Wer den Schwarzlose-Duft “Rausch” mag, wird auch “Treffpunkt 8 Uhr” gern haben. Das Vetiver Herz sorgt für ein wirklich einmaliges sinnliches Erlebnis. Es ist die Kombination aus Lieblichkeit und gleichzeitiger rauchiger Note, die mich fasziniert hat. Zwar habe ich meinen Schwarzlose-Lieblingsduft schon gefunden, aber ich kann jeden gut verstehen, dessen Wahl auf “Treffpunkt 8 Uhr” fällt.
motestiff – :
An die Berlinerin
Mädchen, kein Casanova
hätte dir je imponiert
Glaubst du vielleicht, was ein doofer
Schwärmer von dir phantasiert?
Sänge mit wogenden Nüstern
Romeo, liebesbesiegt,
würdest du leise flüstern:
“Woll mit der Pauke jepiekt -?”
Willst du romantische Feste,
gehst du beis Kino hin …
Du bist doch Mutterns Beste,
du, die Berlinerin -!
Venus der Spree – wie so fleißig
liebste du, wie pünktlich dabei!
Zieren bis zwölf Uhr dreißig,
Küssen bis nachts um zwei.
Alles erledigst du fachlich,
bleibst noch im Liebesschwur
ordentlich, sauber und sachlich:
Lebende Registratur!
Wie dich sein Arm auch preßte:
gibst dich nur her und nicht hin.
Bist ja doch Mutterns Beste,
du, die Berlinerin -!
(Tucholsky)
Treffpunkt 8 Uhr kommt von Schwarzlose, einer Firma, die im Berlin der Goldenen Zwanziger Jahre ihren Höhepunkt hatte. Den Duft gab es damals schon, er ist jetzt etwas modernisiert worden.
Treffpunkt 8 Uhr beginnt mit einem gepfefferten Auftakt von würzig-scharfem Ingwer und reifer Mango, der nur ganz langsam etwas weicher wird.
Ein sehr auffälliger Duft, nicht unbedingt gefällig, könnte in einem Großraumbüro zu Mordgelüsten führen, ist auch nur von bestimmten Frauen tragbar, zu denen ich mich leider nicht zähle.