1 review for Gipsy Queen Abdes Salaam Attars Perfumes

1. 

   bugorbg – 2022-06-24:

   3 out of 5

   Dominique Dubrana beschreibt in einem Briefwechsel mit der Auftraggeberin des Parfüms, dass er diesen Duft dem Charakter Carmen aus der gleichnamigen Oper nachempfunden hat. Er zeichnet den Charakter/den Duft als eine Mischung aus Verletzlichkeit mit Stärke und Temperament und einer mysteriösen, verlockenden Weiblichkeit.
   Dieser Duft hat mich ab dem ersten Sprüher gefangen genommen.
   „Gipsy Queen“ (so die Schreibung bei La Via del Profumo) ist eine umwerfend gut gelungene Mischung aus Styrax, Patchouli und Lavendel mit hauchzarten, hellen Einsprengseln von „parfümigen“ Blumendüften, nämlich Tuberose und Rose.
   Die Hauptrolle spielt allerdings das Wechsel- und Zusammenspiel zwischen sanft rauchigem, warmem Styrax (dem „flüssigen Bernstein“) mit einer klaren, sauberen Lavendelnote und mit würzigem, samtigem, leicht „pfeffrig-prickelndem“ Patchouli. Ich bin hin und weg.
   Das Styrax tritt hier nicht balsamisch süß, sondern ätherisch und rauchig auf. Als Räucherwerk wurde Styrax in Mesopotamien (vielleicht auch heute noch im arabischen Raum) oft als Ersatz für echten Amber verwendet. Hier umspielt es als sanfter und milder, warm-rauchiger Schleier das vibrierende, auf mich leicht pfeffrig wirkende Patchouli und den aromatischen Lavendel.
   Die Mischung ist homogen, verändert sich aber gleichzeitig kontinuierlich, bleibt also in Bewegung. Mal ist das trocken samtige Patchouli deutlicher, mal das orientalisch rauchige Styrax. Aber immer begleitet von den blumigen Noten, die sich wie „Geschmacksverstärker“ durch den Duft ziehen, zwar nur subtil vernehmbar, aber doch eine unglaublich schöne, betörend helle und „parfümige“ Aura erzeugend (ich muss dabei an die parfümige, vibrierende Rose aus “Aromatics Elixir” denken, aber hier in diesem Duft flüstert sie nur).
   Ihr kennt doch das Phänomen, dass man nie nur einen Kartoffelchip essen kann? Weil die perfekte Balance zwischen Fett, Salz (Gewürzen) und Kohlehydraten einen nicht aufhören lässt. Genauso geht es mir mit diesem Duft. Die Mischung ist perfekt. Und ich will mehr davon.
   “Gipsy Queen” ist nicht laut, schwebt leicht, zart und luftig um mich, und lässt mir immer wieder diese feinen Duftaromen in die Nase steigen. Der Duft übersättigt nicht, im Gegenteil: Er lockt mit dieser wunderschön ätherischen Duftaura, die sich wie ein zarter Chiffonschleier um mich ausbreitet und sich nie ganz fassen lässt. Ich muss wie hypnotisiert ständig diesen Aromen hinter her schnüffeln, bin jedes Mal wieder dankbar und schnuppere verzückt nach, wenn ich einen Hauch des Duftes deutlicher erwische, und ich wünsch mir definitiv mehr davon.
   Dominique Dubrana gibt neben den hier in der Duftpyramide angeführten Noten auch noch Rose und einen Touch Zibet an. Beides ist im Duft zu merken. Eine sauber würzige Rose, die durch das Styrax plus Beiwerk zum Strahlen gebracht wird (aber dennoch nicht laut im Vordergrund auftritt, sondern diesen quälend schönen, nie völlig greifbaren „Geschmacksverstärker-Effekt“ ausübt) und ein bisschen warmes Zibet, das die Sinnlichkeit des Duftes unterstreicht.
   In diesem Duft finde ich alles, das Dominique Dubranas Carmen-Bild ausmacht: Temperament in Form feurigen Patchoulis, Stärke in Form würzigen Lavendels, eine Aura von Zartheit und Verletzlichkeit durch das durch den Duft schwebende ätherisch rauchige Styrax und eine sinnlich feminine Aura, die mit warmem Zibet-Hautton und leise flüsternden Blumennoten lockt.