1 review for Emilie Cerchi Nell’Acqua

1. 

   Memxy243elipseskism – 2022-06-29:

   5 out of 5

   Eine Interpretation von Patchouli, die in ihrem süßlichen und rauchigen Charakter zunächst mal an das Patchouli der Hippie-Zeit erinnert, bei genauerem Hinriechen erscheint mir der Duft aber eher wie eine idealisierte Erinnerung an die Hippie-Ära, ein modernes, “bereinigtes” Patchouli.
   Wenn man heute nostalgisch auf die Hippie-Zeit zurückschaut, vergisst man oft, dass nicht alles so rein und süß nach Love, peace und happiness gerochen hat. Dieses Patchouli hier ist „sauber“. Kein „dreckiges“, schmuddeliges Patchouli und kein Anklang an Räucherstäbchen, in diesem Sinne also eine moderne, “cleane” Patchouli-Interpretation.
   Anfangs zu gleichen Teilen erdig und samtig-pudrig, als auch krautig (aber nicht kratzig), im Herzen leicht pfeffrig und würzig belebt. „Emilie“ ist anfangs ein sehr heller, würziger und noch luftiger Duft, der mit zunehmendem Verlauf nachdunkelt und mehr Volumen und Schwere entwickelt. Ab dem Mitteteil merke ich das handschuhweiche Leder, das sich wie eine weiche Decke unter das Patchouli legt. Der Duft wird dann außerdem leicht rauchig.
   Irgendwann, so nach ca. 2 Stunden Tragedauer, habe ich den Eindruck, einen sehr einfachen, geradlinigen, puren Patchouli-Duft zu riechen. Aber das täuscht; der Duft ist komplexer. Die roten Beeren, die anfangs noch Frische und eine gewisse aromatische Saftigkeit in den Duft bringen, werden ebenfalls dunkler und verwandeln sich nach und nach in süßen, dickflüssigen Beerenlikör, was dem Duft schließlich eine leicht beschwipste Anmutung gibt. Er riecht nicht nach Alkohol, aber für einige Stunden schwingt ein warmer, süß-liköriger Dunstschleier über ihm.
   Je weiter der ohnehin schon süße Duft Richtung Basis geht, desto süßer wird er, bis ich schließlich einen Vanille-Patchouli-Duft trage. Die Vanille ist schon in den ersten paar Stunden zu vernehmen, aber sie hält sich noch dezent im Hintergrund, legt sich nur als weiche, hellere und abrundende Unterlage unter das Patchouli.
   „Emilie“ gefällt mir, muss aber nicht bei mir einziehen. Der Duft besteht im Wesentlichen aus einem cremigen und süßen Zentrum, um das leicht rauchiges und krautiges Patchouli düftelt.
   Was mich am Duft stört, ist seine durchgehende Süße. „Emilie“ ist wirklich sehr, sehr süß.
   Von den Patchouli-Düften, die ich bisher kenne, würde ich ihn als Mittelding zwischen dem „Patchouli Noir“ von Il Profumo und dem „Patchouli Sumatra“ von Jeanne Arthes einordnen. Er hat die vanillige Note des „Patchouli Sumatra“ und das schöne, hochwertige, dunklere und leicht rauchige Patchouli des „Patchouli Noir“. Zusätzlich bringt er aber auch diese beerige, likörartige Note mit, die mich etwas stört, und er ist mir insgesamt zu süß.