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SdPhopyroffa – :
Was die “Myrrhe-Imitations-Mischung” betrifft, die Classic Myrrh markant macht, hat Aquaria schon einiges geschrieben 🙂 Ich würde das so unterschreiben, wobei ich vom Vetiver auch einen säuerlich-heuartigen Aspekt wahrnehme, der sehr trocken ist; außerdem rieche ich generell ziemlich viel Holz, vor allen Dingen eine moderat dunkle, aber auch trockene, Zedernnote.
Sandelholz zeigt sich hier für mich nur unscheinbar, Guajak zurückhaltend, aber mit einer gewissen Bitterkeit. Pomeranze bildet nur einen kurzen, sanft zitrisch-frischen Auftakt. Veilchen? Bemerke ich leider absolut gar nicht, oder, wenn ich so darüber nachdenke, ist das vielleicht diese extrem dezente, leicht kühle Cremigkeit, die man im Hintergrund zwischen Holz und “Myrrhe” wahrnimmt?
Den Weihrauch rieche ich ganz deutlich. Geringfügig würzig, vor allen Dingen leicht, aber nicht auffällig hell oder strahlend. Ansatzweise sogar eher geringfügig rauchig, dunkel – aber kühl. Letztendlich wäre da noch das Patschuli, definitiv erdig, kühl, aber nicht muffig oder moderig, sondern erstaunlich “sauber” (vielleicht spielt da wieder die enorm zurückhaltende Veilchencremigkeit mit hinein?).
Zusammengefasst ist Classic Myrrh für mich leicht ins rauchige und bittere gehende Myrrhe zusammen mit viel eher dunklem Holz. Ein eher maskuliner Duft, nicht besonders freundlich. Es dürfte diese rauhe, trockene Kühle sein, die sogar etwas abweisend wirkt. Da ist keine Wärme, keine Helligkeit, nichts Fließend-Balsamisches – bei meinem aktuellen Test. Was wohl würde, würde man ihn häufiger testen? Veränderungen anhand der Temperatur, der Jahreszeit, des Wetters? Haltbarkeit und Sillage sind leicht überdurchschnittlich.
svat2007 – :
Das Interessante an diesem Duft ist, dass er offenbar keine Myrrhe als eigene Duftnote enthält, es aber durch die Kombination von Zeder, grünem Vetiver und sehr hellem Weihrauch mit zitrischen Anklängen schafft, mehr nach Myrrhe zu duften als so manch anderer Myrrhe-Duft, den ich bisher getestet habe.
Zunächst muss ich sagen, “Classic Myrrh” verlangt dem Träger/der Trägerin einiges an Geduld ab. Es dauert lange, bis sich der Duft zu öffnen und zu entfalten beginnt.
Die Anfangsphase, die gut eine Stunde oder länger anhält, vermittelt einen sehr gedämpften Eindruck. Ich denke an die Farbe Schiefergrau. Über lange Zeit rieche ich eine an den Rändern seifig-saubere, im Zentrum aber erdig-ruhige und graue Myrrhe-Note, die mit hauchzarter, holziger Rauchigkeit und noch zarterem, kühlem Weihrauch unterlegt ist. Es ist ein kühler (aber nicht kalter) Duft.
Sehr langsam kommt mehr Bewegung in die Komposition. Nach ca. einer Stunde merke ich eine deutlicher werdende Zedernholzigkeit, aber noch immer nur als unterstützendes Element im Hintergrund; auch der Weihrauch kommt etwas prominenter zum Vorschein. Kein Kirchenweihrauch, keine Anklänge an Räucherwerk, keine Wärme, sondern trocken und harzig und durchgehend kühl.
Gleichzeitig wir die Myrrhe würziger, im Hintergrund entfaltet sich eine minimale harzige und durchsichtig ambrierte Wärme, aber die Duftprojektion ist nach wie vor eher kühl. Es scheint, als würde der Weihrauch hier silbrig glitzernde Fäden durch den ansonsten erdigen und nüchtern-harzigen Duft ziehen.
Ein sehr frischer und heller, manchmal auch leicht säuerlicher Ton schwingt ständig mit, als wären hier zitrische Noten enthalten, was sie aber nicht sind (oder vielleicht doch?). Es sind, denke ich, zitrische Anteile im Weihrauch und extra frisches und grünes Vetiver, was den Duft derart belebt und „hebt“. „Classic Myrrh“ liefert dadurch einen ausgesprochen hellen, beinah prickelnd wirkenden, sauberen und würzigen Myrrheeindruck vor einem transparenten Schleier aus rauchigen Holztönen und Weihrauch.
Veilchen und Sandelholz nehme ich als trockene, unsüße Pudrigkeit wahr. Ich rieche auch mehr kühles Veilchenblatt als Veilchenduft. Erdiges, aber „bereinigtes“, also nicht muffiges oder nach Keller riechendes Patchouli verwurzelt den schwebenden und ätherisch leicht wirkenden Duft in der Erde.
Insgesamt riecht der Duft würzig, trocken und pudrig mit dieser in hellem Silberweihrauch glänzenden, sauberen, ständig an der Grenze zu seifig balancierenden Myrrhe (sie überschreitet diese Grenze jedoch nie, dazu ist sie zu würzig). Wobei „seifig“ nicht genau das trifft, was ich rieche. Die Myrrhe ist prickelnd hell mit einem „scharf“-aromatischen, brisigen, belebend frischen Unterton, und sie wirkt dadurch sehr sauber auf mich, wird durch die sanft holzige, rauchige und würzig-erdige Umgebung aber nicht zu Myrrheseife.
Der Duft ist von Anfang bis Schluss schwebend leicht und ein luftiger Hauch, aber er bleibt überdurchschnittlich lange an der Haut.
Mein erster und zweiter Eindruck war der eines eher maskulinen Duftes, aber je öfter ich ihn teste, desto mehr verliebe ich mich in ihn. Es ist ein komplexer Duft, der bei jedem Tragen wieder neue Facetten offenbart. Da gibt es viel zu entdecken, leider ist es schwer, diesen homogenen und meisterlich ausbalancierten Duftcharakter in adäquate Worte zu fassen.
Für mich ist er durch seine belebende, sehr helle, zitrisch angehauchte und frische Würzigkeit und durch seine schwerelose Leichtigkeit eine “Somme-Myrrhe”. Macht sich außergewöhnlich gut an heißen Tagen.