2 reviews for Ne m’Oubliez Pas Guerlain

1. 

   ak – 2022-06-07:

   3 out of 5

   Gott, ist dieser Auftakt schön!
   Ich weiß gar nicht genau, was ich da alles rieche. Belebend, würzig, energetisierend, wunderschön zum Durchatmen einladend. Ohne Duftpyramide hätte ich auf leichte Zitrusnoten, Safran, Gewürznelke, Kardamom und irgend etwas pfeffrig Scharfes getippt.
   Nach einem längeren Blick in die Duftpyramide nehme ich an, der ätherisch „scharfe“ Eindruck stammt wohl von dunklem Kümmelöl, und ich tippe dabei stark auf Kreuzkümmel, der von Natur aus eine aromatisch-pfeffrige Schärfe mit ganz leichten Zitrusanklängen mitbringt.
   In der ersten halben Stunde rieche ich also eine umwerfend schöne, belebende, luftige und gleichzeitig kühle (aber nicht kalte) Würzigkeit, in die sich ein kleiner Hauch Süße und eine leichte, wirklich nur minimal erkennbare „brotige“ Wärme mischt. Wenn ich direkt an der Haut schnuppere, kriege ich den Duft eines Laugengebäcks oder eines ungesüßten Keks mit Kümmel in die Nase.
   Zu dieser aromatischen Würzmischung gesellt sich rasch der Duft einer noch nicht ganz reifen Pflaume, die sich bald etwas süßer entwickeln wird. Nach und nach zieht sich die rauchige, pfeffrige Würzigkeit etwas zurück und macht einem Kräuterlikör mit Pflaumengeschmack Platz, der im weiteren Verlauf den Dufthintergrund bildet. Gleichzeitig merke ich eine wunderschön würzige Gartennelke aufblühen, die von einer schwachen Rosennote und krautigem Patchouli begleitet wird.
   In diesem Stadium (nach ca. 1-2 Stunden Tragedauer) beginnt sich der Duft zu beruhigen und zu setzen.
   Ab dann trage ich einen fruchtigen und leicht würzigen Blumenduft, in dem sich Nelke und Rose ein gelungenes Wechselspiel liefern. Ein paar Anklänge von Immortelle scheinen den leiser werdenden Duft zusätzlich zu beruhigen. Immortelle riecht für mich immer etwas strohig, nach Trockenblumen, sanft, sonnig und unaufgeregt.
   Die Pflaume wird kontinuierlich reifer und süßer, warmes, aber eher leicht und durchscheinend gehaltenes Ambra und eine sehr sanfte Vanille kommen dazu. Der Duft riecht dann über weite Strecken ganz angenehm nach warmem Pflaumenkuchen, garniert mit Nelken und Rosen, aber er ist im Mittelteil insgesamt schon sehr leise und schwach. Da muss ich Glückskind leider zustimmen, der Duft flacht nach 2-3 Stunden ab. Es scheint ihm an Tiefe zu fehlen, die Kraft geht ihm schnell aus und er endet relativ harmlos als zwar schöner, angenehm zu tragender und unaufgeregter Nelken-Rosen-Duft mit süß-fruchtiger Begleitung, der mir insgesamt aber zu leblos und zu beliebig süß-blumig-fruchtig ist.
   Vielen Dank für die großzügige Probe, Glückskind!
   Ich find den Duft angenehm, in der ersten Stunde direkt phänomenal gut gemacht. Allerdings reizt mich der weitere Verlauf dann auch nicht unbedingt zum Kauf einer großen Flasche.
   Aber solange die Probe noch was hergibt, werde ich den Duft trotzdem mit Genuss tragen.
   Edit:
   Nachdem ich den Duft jetzt ein paar Mal über Nacht drauf gelassen habe und immer wieder mit dem gleichen Duftergebnis aufwachte, ergänze ich diese Eindrücke jetzt noch, auch wenn sie aufgrund der Duftpyramide nicht erklärbar sind.
   Nach mehr als 12 Stunden riecht “Ne m’Oubliez Pas” an mir unglaublich sauber. Ich kriege einen Dufteindruck von glasklarem, weißem Moschus, von etwas, das wie eine seifige Myrrhe riecht, und von einer wunderschön hellen Fruchtigkeit, die nach weißer Pfirsichhaut und irgend etwas angenehm fruchtig hell-Beerigem riecht, und das Ganze verpackt in eine helle und frische Vanille (ähnlich wie der Vanille im “Vaniglia” von L’Erbolario). Ein ganz lieblicher, sauberer Dufteindruck… aber alles natürlich schon extrem hautnah.
   Ich weiß nicht, wo dieser Eindruck herkommt, offensichtlich sind diese Zutaten gar nicht mal enthalten, aber dieser schöne Saubercharakter stellt sich jedesmal wieder ein.
   Was immer es ist, das da offenbar im Duft schlummert und erst nach vielen Stunden an die Oberfläche kommt, es scheint dafür verantwortlich zu sein, dass der Duft während des gesamten Verlaufs trotz seines Likörcharakters und der warmen Fruchtigkeit nie ins unangenehm Warme oder Klebrige abdriftet und nie drückend schwer wird.
2. 

   pavluhinigor – 2022-06-07:

   5 out of 5

   Ein teuer Duft, ein neues Kunstwerk aus dem Hause Guerlain… und ich habe Gelegenheit ihn zu testen. * hach*
   Tja, wie schade das der Rest eher ernüchternd verläuft!
   Keine Tiefe, keine Sillage und auch kein Feuerwerk. Der Name ist treffend! Der Duft selbst fordert damit auf ihn nicht zu vergessen.
   Die fruchtig Wärme erinnert Schwach an die Feuertochter. Hier ist es nur eine kleine Pflaume mit einer kleinen Stange Zimt.
   Zu schwach, zu zart um auch nur annähernd die Power von Nahema nachahmen zu können.
   Eine schüchterne, errötende Rose, eine fast unscheinbare Nelke.
   Der Duft ist “nett”! Aber ich hatte einfach mehr erwartet. Mal abwarten…vielleicht funkelt der Duft ja doch noch… und vielleicht verzaubert er noch.