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vidak0000 – :
„Dem einen sein Wohlgeruch, dem andern übler Gestank”
Das Haus Serge Lutens entdeckte ich erst reichlich spät, war auch von den anfänglich getesteten Düften garnicht mal gleich begeistert. Welche das waren, weiß ich nicht mehr. Ambre Sultan war darunter, von dem man mir dann auch ein Pröbchen in die Hand drückte und der mir dann letztlich doch gefiel. Den Khän hielt man mir allerdings nicht unter die Nase, welch ein Fehler!
Erst als ich bei Fragrantica landete und durch die Veröffentlichungen des Hauses blätterte, stolperte ich dann über diesen Duft. Pyramide und die extrem auseinander gehenden Meinungen ließen mich aufhorchen. Da gerieten manche ins Schwärmen, andere ins Straucheln und kämpften gegen den Brechreiz.
Irgendwie gab es aber plötzlich so viele Düfte, die mich interessierten und die ich in den Parfümerien (meistens vergeblich) suchte, dass ich diesen hier doch recht spät testete, da ich ihn irgendwie halb wieder aus den Augen verlor. Noch ein Fehler.
Nun war es endlich soweit, ich sprühte den Duft auf den schmalen Papierstreifen, konzipiert um in die Flasche getaucht zu werden, da der gute Serge eigentlich ein ausgesprochener Feind von Sprays ist und… konnte die Welt nicht mehr verstehen! Ich roch keinen Dreck, keine Fäkalien, nichts Ranziges, nichts Schwitziges, einzig kuschelige weiche Wärme. So anschmiegsam, so behütend, der Duft reiner Geborgenheit! Ich hatte mir nach aller Kontroverse viel vorgestellt, doch irgendwie nicht das, was ich roch. Fast war ich enttäuscht, aber dafür war der Koublaï Khän doch zu gut. Ich behielt ihn im Hinterkopf, ob des Preises schob ich einen möglichen Kauf allerdings noch auf.
Auch den Hauttest nahm ich erst recht spät vor. Fehler Nummer drei, wie sich rausstellen sollte. Plötzlich war im Karstadt kein Tester mehr zu finden, man teilte mir mit, dieses Parfüm würde aus dem Sortiment genommen, daher würde auch kein Tester mehr bestellt werden. Im Breuninger sah ich einen solchen noch, besprühte meinen Handrücken und.. war erneut irritiert. Das roch nicht mehr so warm und kuschelig. Nein, es roch unausgewogen, für mich nicht nach Fäkalien, aber doch auch nicht wirklich so toll. Die SL-Verkäuferin nahm meinen wohl etwas verdatterten Blick wahr, fragte auch gleich, ob alles okay sei und ob sie helfen könne.
Ich erklärte kurz, dass der Duft auf meiner Haut so viel anders roch, als ichs vom Papier her kannte, worauf sie höflich fragte, ob sie mal schnuppern dürfe. Sie roch, und ihre Mimik sagte schon an, das was nicht stimmte.
Prompt zückte sie ein Kosmetiktuch, besprühte dieses mit dem Khän und verkündete “Der Tester ist gekippt, ganz klar, das riecht nach Kater und das darf nicht sein”. Das hatte ich nicht erwartet, ich ging noch davon aus, es läge an meiner Hautchemie. Das der Inhalt gekippt sein könnte, hätte ich niemals errochen.
Nachdem sie den Testflakon beseitigt hatte, erklärte auch sie mir, das kein neuer kommen würde, da der Muscs Koublaï Khän fortan nur noch im Palais Royal in der großen Flasche erhältlich sei.
Ich kam in der Absicht, die 93€ zu investieren, aber ohne Test auf der Haut und mit der Angst, dass auch die 3 noch eingepackten Flaschen in dem von der Beleuchtung erhitzten Regal gekippt sein könnten (ohne dass ich das auch nur sagen könnte, war ich doch garnicht so vertraut mit dem Khän), ließ ich davon ab. Bei dem Preis war mir das Risiko zu hoch.
Nun hatte ich endlich dank einer freundlichen Spenderin die Möglichkeit eines Hauttests. Schon beim Öffnen der Probenphiole roch es anders, als bei meiner Begegnung im Breuninger. Als ich den ersten Tupfer auf die Haut auftrug, war auch prompt wieder diese einlullende Wärme und Geborgenheit da. Bei den dann folgenden, ausführlicheren Hauttests konnte ich auch anfangen, den Duft, der mir immer mehr gefiel, zu analysieren.
Im Kopf finden sich Noten, die ich nicht ganz zuordnen kann, weder den aufgelisteten Noten, noch denen, die ich sonst kenne. Mit Zibet habe ich noch eher wenig Erfahrung, wenn es hier so deutlich zu vernehmen ist, dann riecht es ganz anders, als ich esin anderen Parfüms wahrnehme. Dafür ist der namensgebende Moschus sehr präsent, dabei kein Saubermoschus à la Waschmittel/Weichspüler, aber auch nicht so animalisch, wie der Raubkatzenkäfig. Auch wenn ich dieses Wort hier überstrapatziere, er riecht schlicht warm, kuschelig. Dabei hat er nicht die Diffusivität vieler Moschusse, die eben wegen dieser (neben der fixierenden Eigenschaften) geschätzt werden. Auch die Ambrettesamen kann ich dezent wahrnehmen. Das Bienenwachs legt sich als gut riechbarer, aber nie all zu plastischer Hauch über die Komposition und gibt im späteren Verlauf zusammen mit der kaum riechbaren Vanille einen minimal süßlichen, aber niemals wirklich süßen Anschein.
Labdanum und Castoreum sorgen für eine balsamische Tiefe und warme Ledrigkeit, obwohl auch sie als Komponenten nie all zu deutlich hervorstechen. Letzteres musste ich auch erst mal suchen, da es nicht wie in anderen Düften erscheint, die diese Note recht präsent aufweisen.
Die Ambra hier ist schwach, hat nichts gemein mit den vielen Amberdüften, sie hat etwas Trockenes, Hölzernes, etwa wie die Ambra, die ich weit im Drydown von Oud 27 rieche, nur sparsamer dosiert, besser mit dem Rest verwoben.
Patchouli und Kostus kann ich mit Fantasie in diesem Geflecht ausmachen, abermals eher als ein hauch oder ein kleines Steinchen in einem Mosaik, denn als Solisten. Rose und Kümmel entziehen sich mir gänzlich.
Haltbarkeit ist gut auf meiner Haut, aber leider nicht überragend. Die Sillage ist für mich eher mäßig, in einigen Dezimetern Entfernung rieche ich es noch, ohne dass es sonderlich intensiev wirkt, in größerem Abstand dann kaum oder garnicht mehr. Ob der Kontroverse vielleicht nicht mal verkehrt.
Nun möchte ich mich noch einiger Fragen widmen.
Warum riechen Zibet und Castoreum hier anders? Von beidem gibt es von verschiedenen Herstellern fertig gemischte Akkorde als Ersatzstoffe. Vielleicht unterscheiden diese sich ja beachtlich? Andererseits orientieren sich diese mWn an der Zusamensetzung der Naturstoffe, ohne diese aber vollumfänglich nachbauen zu können.
Beides ist allerdings auch als natürliche Substanz noch erhältlich, auch in Europa. Wobei echtes Zibet wohl zu teuer ist, um hier wirklich Verwendung zu finden.
Echtes Castoreumabsolue aber überraschend günstig. Der geschützte Europäische Biber, war er im letzten Jahrhundert fast ausgerottet, hat sich soweit erholt, dass auch in Deutschland Tiere gelegentlich getötet werden müssen, diese werden dann auch verwertet. Der nordamerikanische Vetter hatte nie einen solchen Gefährdungsstatus durch Überjagung. Und die verwendeten Drüsen können je bis 100g wiegen, entsprechend hoch die Ausbeute des Stoffes. Das erklärt vielleicht den Preis.
In Nordamerika wird Castoreum gar als Aromastoff in Lebensmitteln eingesetzt, es ist nichtmal deklarationspflichtig bzw kann mit ‘natürliches Aroma’ deklariert werden.
Könnte hier etwa natürliches Castoreum verwendet worden sein?
Auch bei einem ungekippten Muscs Koublaï Khän gehen Empfindungen auseinander, kontrovers ist er also zweifellos. Aber eingedenk wie schnell der Tester gekippt war, nach nur wenigen Monaten auf dem SL-Rack, frage ich mich, wie viele User womöglich ebenfalls eine gekippte Probe unter der Nase hatten, ohne es zu merken? So wie ich nicht hätte sagen können, dass der Tester gekippt war.
Heute, wo ich den Duft besser hab kennen lernen können aber sagen könnte, wenn der Duft nicht riecht, wie er sollte. Aber dazu musste ich ihn halt auch eben erst einmal kennen lernen.