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Sanbody – :
Vor einigen Jahren wurde der Name des Duftes von Cuir de Russie verkürzt, auf ein schlichtes Cuir. Dass damit aber der gleiche Duft gemeint ist, kann man auch erkennen, wenn man bei der Herstellerseite auf Cuir klickt, in der Adresszeile steht dann nämlich noch immer die volle Bezeichnung.
Dennoch war ich anfangs irritiert. Cuir soll also das hier sein, über das ich auf der Hauptseite vor ein paar Jahren gestolpert bin? Skepsis machte sich breit.
Denn beim ersten Antesten nach blindem Erwerb zum vergünstigten Preis roch ich in erster Linie synthetische Frische, gepaart mit modern übersüßtem Tand. Fruchtiges Duschgel trifft auf Sirup, so oder ähnlich hätte damals mein Werbeslogan gehießen, hätte man mich gebeten, einen solchen für Cuir zu ersinnen.
Das roch ganz und gar nicht nach einem Wässerchen für den Herrn aus den 30ern.
Aber gut, welche Kreation von damals riecht denn heute auch nur noch ähnlich seiner ursprünglichen Fassung? Eben, mit absoluter Sicherheit keine.
Auch ein zweites Testen brachte mich dem Ganzen nicht näher, es roch nach typischen Herrenduftchemikalien der vergangenen 20 Jahre, ein gewisses Kariesrisiko inbegriffen.
Nachdem Cuir dann erst mal unbeachtet blieb, über Monate hinweg, kam ein nochmaliger Test bei sommerlichen Temperaturen, obgleich gewisse Onlineshops hervorheben, dass die beste Zeit der Winter wäre.
Nun, fruchtig-frisch und süß war dieser Klassiker freilich immer noch. Aber ich konnte viel mehr Schichten erahnen und differenzierter Riechen.
Der Auftakt ist bestimmt von Mandarine, Tangarine und Bergamotte, wobei erstere weniger nach dem ätherischen Öl riechen, sondern einen fruchtigeren, dabei aber auch aldehydisch bis metallischen Eindruck erwecken. Ich kenne mich mit den fruchtigen und zitrischen Aldehyden nicht so aus, die Aldehyde, die ich da habe, gehen in eine andere Richtung. Würde mir aber jemand sagen, die Kopfnote wäre voll davon, dann wäre ich kein bisschen überrascht. Zumal die Moleküle aus dieser Familie, die ich habe, recht langanhaltend sind, und diese fruchtige Frische doch deutlich länger bleibt, als das bei ätherischen Ölen der Fall wäre.
Dazu war bereits der Honig als süßes Element zwischen all den Zitrusfrüchten auszumachen. Auch hier galt, der Honig roch anders, als ein entsprechendes Absolue oder als wenn man an einem Glas des klebrigen Bienensekret riechen würde. Leider habe ich noch keine Honig-Duftbase, dafür aber ein Molekül, dass vermehrt in solchen Verwendung findet, Isoamylphenylacetat, das einem sehr bekannt vorkommt, aus Süßspeisen und Getränken, mit einer künstlichen Honignote. Diese Substanz wurde mit Sicherheit auch hier verwendet, aber zum Glück nur in Spuren, daher kann man sagen, dass auch im späteren Verlauf die Honignote nie so platikartig wirkte, wie in besagten Lebensmitteln.
Weitere süßliche Noten kamen zunehmend durch, darunter Styrax, das wiederum mehr roch, wie das Räucherwerk in kalter, nicht räuchernder Form, dass aus mit Styraxbalsam getränkten Holzkohlesplittern besteht, nicht wie das Öl oder der rohe Balsam selbst. Also süß, balsamisch, vanillig, schwer.
Auch würzige Facetten erschienen, je weiter voran der lange Rückzug der Zitrusfrüchte dauerte. Anfangs noch fast von diesen überdeckt, später im Honigsirup treibend. Leider konnte ich nicht ausmachen, um was es sich handelte, mit Ausnahme einer abstrakten Zimtnote vielleicht.
Hölzer waren kaum vorhanden, um dem Ganzen Halt zu geben, doch durch eine typische cremige Pudrigkeit, meinte ich ganz Schwach Sandel zu vernehmen. Ansonsten kann ich mir höchstens noch Patchouli als Univeralingredienz vorstellen.
Vom namensgebenden Leder merkte ich ebenfalls nicht viel. Leider. Und auch hier handelte es sich mehr um eine Ahnung, ein Fantasigespinst, denn um eine wirklich fassbare Note.
Meine Flasche hat noch echtes Baummoos gelistet, doch da das wohl teilweise balsamischer riecht als das Eichenmoos (auf mein Zedernmoosabsolue trifft das ebenso zu, es hat sogar eine Honignote), konnte man es in dieser süßen Melasse nicht wirklich ausmachen. Doch sind da auch meist eher die Effekte auf die Komposition als ein deutlicher Eigengeruch gewollt.
Gerade bei Russisch Leder ist eigentlich rauchiger Birkenteer ein Hauptmerkmal, den konnte ich nicht mal mit Fantasie finden.
Wo ich zunächst noch von einer gewissen Langlebigkeit von Mandarine und Co schrieb, kann man dies auf Cuir als Ganzes zumindest auf meiner Haut nicht behaupten, sie ist Schwach bis moderat, umfasst nur wenige Stunden. Die Sillage ist die ersten ein bis zwei Stunden moderat.
Mein Gesamturteil fällt daher eher schlecht aus, mal davon abgesehen, dass Miel für mich ein passenderer Name gewesen wäre als Cuir.
In einer anderen Datenbank ist der umbenannte Duft mit einem Einführungsdatum für 2003 gelistet. Dort fallen die Wertungen ganz anders aus, sowohl was Duft, Haltbarkeit wie auch Sillage angeht. Ich kann allerdings nur für meine Haut und meine Nase sprechen.