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Adik_temesh – :
In den ersten Momenten bewegt sich Ambre genau in die Richtung, die man bei dem Namen auch erwarten würde: Es ist ein warmer, ambratischer, orientalischer Duft mit zarten holzigen Untertönen, leicht würzig (Kardamom, Ingwer), süßlich, auch Zimt ist ordentlich vorhanden.
Doch schon bald nehme ich etwas wahr, was man so in vielen Ambra-Düften nicht vorfindet: süße Beerentöne (vor allen Dingen saftige Blaubeeren), richtig fruchtig, und zwar schwimmend in zartem Vanillepudding, garniert mit noch etwas Tonka. Dazu rieche ich auch noch etwas Orange und einen gewissen marmeladig wirkenden Ton, der mich an rote Früchte erinnert (nicht allein an Johannisbeeren allerdings, auch ein wenig an Himbeeren und Sauerkirschen). Die Fruchtnoten harmonieren erstaunlich gut mit der zartwürzigen, warmen Ambra-Zimt-Basis.
Mit der Zeit tritt das Ambra dann allerdings, für mich unerwartet, deutlich in den Hintergrund. Stattdessen taucht eine moderat temperierte, elegante Holznote auf. Sie wirkt keineswegs maskulin (wenn auch anfangs ganz minimal rauchig) sondern eher ein wenig puderig, sehr fein, ein bisschen erinnert sie mich aber auch an den Geruch der Späne, die beim Anspitzen von Buntstiften anfallen (Virginiazedernholz vermutlich, ganz stark rieche ich diese Note z.B. auch bei Guerlains Jicky in der Extrait-Variante – obwohl Buntstiftspäne so banal klingen, ist es ein sehr klassischer, edler Duft). Nicht unangenehm allerdings, in Kombination mit warmen, vanilligen Tönen, ein paar Gewürzen und Waldfrüchten. Insgesamt wirkt der Duft sehr interessant durchkomponiert und die einzelnen Noten wirklich hochwertig.
Holzig-fruchtig ist der Duft dann eine ganze Weile… Und bildet dabei einen scheinbaren Widerspruch: Die puderige Holznote wirkt damenhaft, zurückhaltend-elegant und erwachsen, die saftigen Blaubeeren hingegen fröhlich, leicht spritzig, und deutlich jünger – allerdings passt das bemerkenswert gut zusammen. Das puderige Holz dämpft die Fruchtigkeit, die Fruchtigkeit hingegen lässt das Holz nicht zu dunkel oder trocken werden. Dazu noch die cremige, ambratisch erwärmte Vanille… wunderbar! Die Puderigkeit erinnert an den Geruch hochwertiger Kosmetika, die Beeren wirken gourmandig, süß, richtig köstlich.
Mit der Zeit ändert der Duft sich dann allerdings noch einmal, nun kommen zarte Blütennoten hinzu. Vor allen Dingen rieche ich eine erstaunlich zurückhaltende Tuberose und Alpenveilchen, allerdings auch einen winzigen Hauch grünlich-frisches Maiglöckchen. Auch die Blumennoten passen sehr gut zu Waldfrüchten und holzigem Puder.
Im Drydown ist Ambre dann letztendlich einfach nur noch puderig und dezent cremig-warm. Moschus, Holz, ein wenig sanftes, eher warmes Patschuli, noch ein letztes bisschen vanillige Wärme durch Ambra, Vanille, Tonka. Ein angenehmes, üppiges, sehr dichtes Puderaroma.
Positiv überrascht bin ich von der Qualität und auch von dem komplexen Duftverlauf dieses ja nicht so teuren Duftes. Er könnte auch als höherpreisiger Nischenduft durchgehen. Haltbarkeit und Sillage liegen im moderaten Bereich, was ich für die Preisklasse auch völlig in Ordnung finde. Insgesamt präsentierte sich Ambre mir als nicht unbedingt typischer, aber doch sehr gut gelungener, Ambra-Duft. Testen lohnt sich!
Nastsoomy – :
Was für ein süßes Leckerli! Hatte ich so nicht erwartet!
Vielen Dank, lieber Yquem, für diesen Duft. 🙂
“Ambre de Cabochard” startet mit einer unglaublich schönen und freundlich hellen Süße. Nicht zu süß, nicht gourmandig, nicht an irgendetwas Essbares erinnernd, sondern mit einer minimal fruchtigen, leicht würzigen, angenehm mild-aromatischen, sehr warmen und dabei sehr hellen Süße, die federleicht wirkt und viel an Parfümcharakter aufzuweisen hat. Damit meine ich wieder mal eine meiner liebsten Eigenschaften in einem Parfüm, nämlich diesen “schwebenden” Charakter.
Ich glaube, hier anfangs die Kombination aus Mandarinen, Zimt und Ingwer zu riechen. Das alles vermischt und unterlegt mit einem sehr weichen, bernsteinfarbenen Ambraton, der von der ersten Minute an mitschwingt.
Wie Blaubeeren in einem Parfüm riechen, weiß ich leider noch immer nicht. Ich bin mir sicher, sie tragen ihren Teil zu dieser fruchtig-würzig-süßen Mischung bei, aber extra herausriechen bzw. erkennen kann ich sie nicht.
Der Duft ist wie eine weiche Umarmung, einerseits gehaltvoll würzig und leuchtend ambrasüß, andererseits aber auch sehr unaufdringlich und nie drückend. Der Dufteindruck ist pudrig, vibrierend, also kein süßer Ambraduft, der einfach nur auf der Haut sitzt und wärmt. “Ambre de Cabochard” wirkt sehr lebendig und trotz seiner einhüllenden Süße sehr sauber und frisch. Atmungsaktiv!
Ich gebe Lile absolut recht. Auch mich erinnert der Duft an den “Ambraliquida” von L’Erbolario, aber wo der anfängt, etwas zu schwer, etwas zu süß und (für meinen Geschmack) zu unbeweglich zu werden, schwebt dieser Duft hier noch immer leicht und luftig wie ein goldener, süßer Schleier um mich herum.
Einziges Manko ist die Sillage. Die Haltbarkeit ist mit 4-5 Stunden in Ordnung, die Sillage ist nach ca. einer halben Stunde sehr hautnah. Ist aber ein so schöner, kuschliger und in gewisser Weise auch erotisierend warmer Hautduft, dass die enge Sillage auch wieder passt. Ich vermute, der Duft würde mit deutlicherer Duftprojektion viel von seiner intimen und berührenden Wärme und Aussagekraft verlieren.