1 review for Bat Zoologist Perfumes

1. 

   Arottfeptes – 2022-07-09:

   3 out of 5

   Seltsam, aber auch seltsam anziehend. Ich sag gleich, dass ich diesen Duft nicht als Parfüm tragen würde, aber er fasziniert mich, und er startet bei jedem Test verlässlich Kopf- und Gefühlskino bei mir.
   „Bat“ lässt für mich drei Assoziationen zu. Meine erste Assoziation liefert mir exakt den Duft, der von einem dampfenden Topf aufsteigt, in dem ich rote Rüben koche. Sehr erdig und sogar mit dieser gemüsigen Süße von roten Rüben. Ein Duft, den ich gerne mag, der auf eine schräge Art behaglich wirkt. Ich mag aber auch rote Rüben sehr gerne. Wen vor denen graust, der wird mit diesem Duft keine rechte Freude haben.
   Die zweite Assoziation transportiert mich in den Erdäpfelkeller am Bauernhof meines Onkels, der einen Boden aus festgestampfter, dunkler Erde hatte und in den wir während der Erdäpfelernte Hunderte Kilos an Erdäpfeln abluden. Es ist alles da. Der Geruch des dunkelerdigen Kellerbodens und der trockenen Erde, die noch an den gerade ausgegrabenen Erdäpfeln hängt inklusive des leicht süßlichen, gemüsigen Dufts der Erdäpfel.
   Die dritte Assoziation ist eine Höhle mit feuchten Erdwänden. Ein bisschen modrig, eine Art von süßlichem, nicht unangenehmem Moder, der von dunkler, feuchter Erde und von Flechten und Moosen, die keiner Sonne ausgesetzt sind, ausgeht. Grenouille in seinem Erdloch.
   Ab dem Mittelteil verliert der Duft dann allerdings einen Teil seiner Faszination für mich. Er entwickelt sich wärmer und süßer, und plötzlich ist das modrig Erdige nicht mehr so angenehm, sondern etwas beklemmend, als wäre ich auf der Reise zum Mittelpunkt der Erde, auf der es beunruhigend wärmer und „enger“ wird, je näher ich mich dem Erdzentrum nähere. Ein bisschen klaustrophobisch für mich.
   Ich kann sonst nicht viel mehr beschreiben. Ich rieche von Anfang bis Schluss dunkle Erde, begleitet von etwas süßlich pflanzlich Modrigem, das sich anfangs nach kühler Höhle anfühlt (in den ersten Minuten wurden die erdigen Noten mit etwas kampferartigem, fast minzigem Grün unterlegt, was den Duft kühl und die erdigen Noten noch relativ frisch erscheinen lässt), später aber fühlt sich der Duft für mich ein bisschen nach Lebendig begraben an, ledrig dichte, schwere Erde, erdige Wurzeln und eine seltsam verstörende Süße.
   Super Erfahrung, diesen Duft getestet zu haben. Leider für mich kein tragbarer Duft, aber ein interessantes und völlig andersartiges, avantgardistisches Konzept. Wer kommt schon auf die Idee, Fledermaushöhlen olfaktorisch abbilden zu wollen? Finde ich mutig. Und finde ich auch gut gelungen. Die Höhle ist definitiv da; das gefürchtete Animalische merke ich hingegen nicht. Eventuell steht der leise Lederakzent für das Fell der Fledermäuse.
   Wer kann einen solchen Duft tragen? Spontan musste ich an eine Schülerin von mir denken, die in der Gothic-Szene unterwegs ist und sich ständig krampfhaft von allem Konventionellen unterscheiden will. Mit diesem Duft würde sie bei einer ihrer Gothic-Partys sicher auffallen, da würde er passen.
   Für den Alltagsgebrauch kann ich mir „Bat“ allerdings gar nicht vorstellen.
   Der Duft mag Kunst sein, er hat meines Wissens sogar einen „olfactory award“ gewonnen, aber meines Erachtens dient sich hier die Kunst zum Selbstzweck. Ein Duft, der nach Schimmel &Co riecht, ist ein interessantes Experiment, und hier auch ein gelungenes, aber für mich schlicht und einfach kein Parfüm.